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Fahrspaß fürs Volk, Teil 3: Suzuki Jimny

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Von ALBRECHT WILKE

An dieser Stelle unserer Serie über bezahlbare Traumwagen möchten wir (also eigentlich nur ich – pluralis majestatis halt) Ihnen einen zugleich waschechten und erschwinglichen Geländewagen vorstellen. Kein Großstadt-Indianer-SUV, sondern ein Fahrzeug, das den Namen Geländewagen tatsächlich verdient. Warum? Weil es unter anderem über einen Leiterrahmen und zwei Starrachsen sowie Allrad und Untersetzung verfügt. Ein gewöhnliches SUV besitzt in der Regel bestenfalls Allrad, und auch das immer öfter nur als automatisch zuschaltbares System ohne Eingriffsmöglichkeit des Fahrers. Das einzige, wenn auch nur äußerliche Manko des Suzuki Jimny: Er ist klein, klitzeklein – ein wahrer Bonsai-Offroader! Wir testeten die Ranger-Ausstattungslinie für Jäger (und nicht Sammler) – and we were amused!

Als Ranger wird dem Suzuki Jimny ab Werk die Rückbank ausgebaut bzw. umgeklappt, um überhaupt so etwas wie einen Kofferraum zu schaffen. Dieser wird mit einem Kunstlederüberzug ausgekleidet, um ihn vor Schmutz und Tierblut zu schützen. Allerdings darf das geschossene Wild nicht allzu groß sein, um die homöopathische Dosis des Kofferraumausmaßes nicht zu sprengen: Beispielsweise mag ein Luchs geradeso noch hereinpassen; einen Wolf muss man schon hineinquetschen. (Der geübte Leser ahnt vielleicht schon, dass es sich bei dem Autor dieser Zeilen nicht gerade um einen erfahrenen Waidmann handelt…)

Im Kriechgang den Berg hinauf...
Im Kriechgang den Berg hinauf…

Ob die Menschen im Herkunftsland des Suzuki Jimny kleiner sind als hier, darüber mögen andere streiten – in jedem Fall verfügen sie über weniger Platz für einen Wagen europäischer Dimensionen. Daher hat der Bonsai-Offroader, egal ob von dieser oder einer anderen Marke, Tradition im Land der aufgehenden Sonne. Die Geschichte dieses Fahrzeugs begann 1970 in Japan als LJ10 und 10 Jahre später in Europa mit dem LJ80. Von Anfang an stand dieser Wagen für robuste Technik, kompakte Proportionen und bezahlbare Preise. Und auch heute liegt der Einstiegspreis, d. h. die UVP des Herstellers, bei überschaubaren 15.590 Euro.

Daher an dieser Stelle ein gut gemeinter Rat an unsere weiblichen Leser (alle beide): falls Ihr Gatte Ihnen seit langem laut und ungefragt von einem Geländewagen vorträumt, kaufen Sie ihm diesen hier: Der schafft Fahrspaß abseits der Straße und schont den Geldbeutel. Und wenn Ihr Gatte erst einmal seine Sozialstatuskomplexe wegen der kleinen Ausmaße des Suzuki Jimny überwunden hat, will er ihn nicht wieder hergeben.

... und wieder hinunter.
… und wieder hinunter.

Den Ruf dieses Fahrzeugs als Kletterkünstler wollen wir natürlich selbst überprüfen – also auf in den nächsten Offroadpark – in den ehemaligen Steinbruch Langenaltheim. Die meisten Testabschnitte durchfährt der Suzuki Jimny spielerisch. Dabei sticht besonders sein kleiner Wendekreis von 9,8m heraus – man muss in fast keiner Kurve zurücksetzen und neu hineinfahren. Lediglich die niedrige Bodenfreiheit von 190mm lässt ihn schnell aufsetzen. Unstimmigkeit herrscht unter den Testern bezüglich der angeblich zu geringen Verwindungssteifigkeit des Leiterrahmens: Laut einigen Journalisten lässt sich die Heckklappe in der Verschränkungsbahn nicht betätigen. Wir haben nichts unversucht gelassen, um dies zu überprüfen: den Wagen auf drei Räder gestellt, ihn hin und her kippen lassen – alles vergeblich. Die Heckklappe öffnet und schließt stets mühelos. Auch sonst meistert der Suzuki Jimny beinahe jede Prüfung: sogar den großen Steilhang (fast 100% Steigung über etwa 50m): eine Leistung, die ohne entsprechende Offroadbereifung nicht einmal der Landrover schafft. Und fragen Sie jetzt bitte nicht: „Welcher Landrover?“ Es gibt nur einen wahren Landrover – bzw. gab es ihn bis Anfang diesen Jahres.

Wie in der Fahrschule: vorm Berg ordentlich Schwung holen.
Wie in der Fahrschule: vorm Berg ordentlich Schwung holen.

Insgesamt bleibt zu sagen: Der Suzuki Jimny ist unter den Offroadern vielleicht der letzte Wolf im Schaftspelz: mehr Sein als Schein – unter den zahllosen Möchte-Gern-Geländewagen mit martialischer Optik, aber katastrophaler Performance abseits der Straße, eine wohltuende Seltenheit. Amen.

Hier bringt eine Sperre des Hinterachsdifferentials entscheidende Vorteile. Diese gibt es für kleines Geld im Zubehörhandel.
Hier bringt eine Sperre des Hinterachsdifferentials entscheidende Vorteile. Diese gibt es für kleines Geld im Zubehörhandel.

Der Beitrag Fahrspaß fürs Volk, Teil 3: Suzuki Jimny erschien zuerst auf PS.


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