Von ALBRECHT WILKE
Haben Sie genug von Testberichten verschiedener Fahrzeugzeitschriften über Autos, welche so sündhaft teuer sind, dass deren Anschaffungskosten selbst Ihr Eigenheim-Budget übersteigen? Zugegeben, auch wir vom PS-Blog haben in dieser Hinsicht nicht gerade durch die Auswahl puristischer Modelle geglänzt… Aber wir geloben Besserung! Denn hier kommt unsere neue Serie über bezahlbare Traumwagen: Fahrspaß fürs Volk soll dabei keineswegs freudlose Sparmobile, sondern Autos vorstellen, die sich auf das Wesentliche ihres jeweiligen Fahrzeugsegments beschränken und dadurch vergleichsweise erschwinglich bleiben. Als Obergrenze haben wir einen Neupreis von 50.000€ festgelegt. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um eine Summe, für die eine alte Frau lange stricken muss; doch ist diese Summe für viele Menschen in Deutschland zumindest nicht so unerreichbar wie die Preisklasse des Luxussegments.
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Den Einstieg unserer neuen Serie bildet der Nissan 370Z: ein zweisitziger Sportler, wahlweise als Coupe oder Cabrio verfügbar, der mit einem V6-Saugbenziner und Hinterradantrieb aufwartet. Damit füllt er zurzeit als einziges Exemplar seiner Spezies eine Nische, die für viele Hobbyrennfahrer enorm interessant ist: die der Sportwagen zu Preisen von Kompaktwagen. Ein VW Golf GTI kostet kaum weniger, bietet aber weder einen V6-Sauger noch Heckantrieb.
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„Na und?!“, werden die Pragmatiker unter Ihnen sagen. „Dafür gibt es einen Golf GTI mit vier Türen und großem Kofferraum.“ – Ja, und auch mit Anhängerkupplung. We beg your pardon! Hier geht es um Ästhetik, um nicht zu sagen Erotik! Ein V6-Sauger ist nun einmal durch nichts zu übertreffen – außer durch einen V8-Sauger. Dieser Klang, dieses Fahrgefühl, dieser sofort einsetzende Schub! Und Heckantrieb in Zeiten diverser elektronischer Assistenzsysteme? Unbedingt, denn eine von Antriebseinflüssen freie Lenkung gibt es nur bei diesem Konzept. Zugegeben, es ist beachtlich, was sich die Techniker der Automobilkonzerne alles einfallen lassen, um sportliche Familienautos wie eierlegende Wollmilchsäue zu schaffen. Doch es liegt nun einmal im Wesen von Kompromissen, Zugeständnisse zu machen – und diese stören irgendwann. Ganz anders der 370Z: Er versucht gar nicht erst, Kompromisse auch nur vorzutäuschen: Zwei Sitze und ein winziger Kofferraum sind alles, was es an Alltagstauglichkeit bei diesem Wagen gibt. Der Rest ist Rennstrecke: ein Fahrwerk, das den Piloten jeden Kieselstein auf der Straße im Kreuz spüren lässt; eine Kupplung, die beim Gangwechseln knallt wie die eines alten Traktors – all das muss bei einem Rennwagen genauso sein. Wie bei einem echten Japan-Sportler üblich, ist das Interieur mit einem gigantischen Mäusekino von leuchtenden Anzeigen auf der Armaturentafel ausgestattet. Alles nur Spielerei? Mitnichten. Bestimmte Daten wie Wasser- und Öltemperatur sind für den Rennbetrieb unerlässlich. Und auch die S-Mode-Taste auf der Mittelkonsole ist eine nähere Betrachtung wert. Über sie lassen sich beim schnellen Herunterschalten die Drehzahl der Motorwelle an die der Getriebewelle anpassen und somit Kupplung sowie Reifen schonen. Mehr braucht es nicht, um mit diesem Auto glücklich zu werden. Deshalb können wir Ihnen getrost die Grundausstattung für 33.600€ ans Herz legen. Selbst die Nismo-Version bietet für 12.750€ Aufpreis nur 16PS mehr.
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Nein, der 370Z fährt sich so gar nicht gesittet und für jedermann beherrschbar wie ein Golf GTI. Er spielt weniger die Rolle der braven Gattin, sondern mehr die der feurigen Geliebten. Ein Satz, bei dem Frauenbeauftragte nur mitleidig mit den Augen rollen, der jedoch das Wesen dieses Wagens genau widerspiegelt. Alles an ihm ist bissig: das Gas, die Bremse, die Lenkung. Wer in ihn einsteigt, legt gleichsam seinen Führerschein auf den Spieltisch; denn die Versuchung, ihm die Sporen zu geben, lauert auf jeder Geraden und ganz besonders in jeder Kurve. Mit 328PS liegt so viel Leistung an, dass man auch auf trockenem Asphalt im dritten Gang mühelos mit durchdrehenden Rädern aus der Kurve herausdriften kann. Und auch danach lässt sich das Heck einfach durch Treten der Kupplung wieder einfangen, wenn man in der Kurve nicht zu sehr übersteuert.
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Summa summarum bildet der Nissan 370Z einen würdigen Einstieg in Fahrspaß fürs Volk: ein Sportler par excellence zu einem mehr als angemessenen Preis, und leider der letzte Vertreter einer aussterbenden Art. Bitte bleibe uns erhalten!
Haben wir mit diesem Auto Ihren Nerv getroffen? Oder welcher ist Ihr Favorit unter den bezahlbaren Traumwagen? Und was ist für Sie Fahrspaß? Schreiben Sie uns!
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Der Beitrag Fahrspaß fürs Volk, Teil 1: Nissan 370Z erschien zuerst auf PS.