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FAHRSPASS FÜRS VOLK, TEIL 4: FORD MUSTANG GT

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Von ALBRECHT WILKE

„Ein V6-Sauger ist nun einmal durch nichts zu übertreffen – außer durch einen V8-Sauger.“ Diesen Satz schrieben wir einst über den Nissan 370Z (Nissan 370Z), um damit zum Ausdruck zu bringen, dass dessen Klang und Fahrgefühl sowie sofort einsetzender Schub ihn für die Spitzengruppe der halbwegs erschwinglichen Sportmaschinen vorherbestimmen. Aber jetzt können wir Ihnen sogar einen bezahlbaren Traumwagen mit V8-Sauger vorstellen, der alle Erwartungen an einen solchen Motor erfüllt: den Ford Mustang GT, neben dem Chevrolet Camaro das derzeit einzige Neufahrzeug in Deutschlang mit 8 Zylindern für unter 50.000 Euro.

Mit dieser Frontpartie braucht man beim Überholen nicht zu blinken - da macht jeder freiwillig Platz. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)
Mit dieser Frontpartie braucht man beim Überholen nicht zu blinken – da macht jeder freiwillig Platz. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)

Wir haben wirklich versucht, einen Camaro für einen Vergleichstest zu bekommen, aber seit dem Rückzug von Chevrolet aus Deutschland stellt sich die Presseabteilung des Unternehmens für Europa tot. Egal wie: Über mangelnde Präsenz hierzulande kann man sich bei Ford wirklich nicht beschweren. Und der Mustang der jüngsten Generation ist auch offiziell über den Vertragshändler zu bekommen.

King of Kurvenräubern: der Ford Mustang GT auf der Landstraße. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)
King of Kurvenräubern: der Ford Mustang GT auf der Landstraße. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)

Wenn Sie sich an dieser Stelle fragen, ob dieses Auto tatsächlich einen V8-Motor zur Fortbewegung benötigt und wofür man denn die ganze Kraft gebrauchen kann, lesen Sie diesen Beitrag am besten gar nicht weiter. Sie würden sich nur unnötig aufregen. Aus 5l Hubraum (in Worten: fünf Liter!!!) holt der Motor 421PS und 530Nm. Ja, richtig: Der derzeit stärkste VW Passat stemmt ähnlich viel Drehmoment auf die Kurbelwelle und schluckt dabei deutlich weniger Kraftstoff, und das bei 4 Zylindern und 2l Hubraum. Aber was ist dies für ein hinkender Vergleich?! Hier geht es nicht um Sinn, sondern um Sinnlichkeit (für unsere Leserinnen: ein verstecktes Jane-Austen-Zitat…). Der Inbegriff des amerikanischen Pony Cars hat noch nie durch besonders moderne und effiziente Technologie geglänzt, aber schon immer durch fette Power und satten Sound. Doch der neue Ford Mustang GT bringt erstmals auch hinten eine Einzelradaufhängung mit und schickt die Starrachse endgültig in Rente – diese letzte Hommage an die gute alte Kutsche aus dem Wilden Westen. Diesen Quantensprung an technischem Fortschritt muss sogar ich als automobiler Altstalinist und leidenschaftlicher Gegner jeglicher Fahrzeugneuerungen gutheißen, weil die Verbesserung der Straßenlage durch die separate Anbindung jedes Rades einfach nicht zu leugnen ist. Zwei weitere, aus ökologischer Perspektive jedoch geradezu teuflische Innovationen sind die Launch Control und das Line Lock. Mit ersterem kann eine bestimmte Startdrehzahl vorgewählt und für einen Katapultstart genutzt werden. Mit letzterem lassen sich die Vorderräder blockieren und somit die Hinterräder für einen fulminanten Burnout durchdrehen. Beides sind Neuerungen, die nicht unbedingt auf eine vereinfachte Bedienung für Senioren oder kinderreiche Familien abzielen. Aber der Gemeinde der Mustang-Jünger treiben sie die Freudentränen in die Augen. Einziger Wermutstropfen bleibt die Flut von Tasten, mittels derer die Benutzung der einzelnen Funktionen wie Launch Control und Line Lock eher erschwert als erleichtert wird. Ein zentraler Dreh-/Drück-Steller wäre dafür wohl die bessere Wahl.

Dicke Walzen mit großen Ankern: 19-Zöller mit 6-Kolben-Bremsanlage. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)
Dicke Walzen mit großen Ankern: 19-Zöller mit 6-Kolben-Bremsanlage. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)

Doch genug der Vorrede! Zusammen mit einem befreundeten Kfz-Meister und Hobbyrennfahrer mache ich mich ans Werk, um den Ford Mustang GT ausführlich zu testen. Zuerst einmal schalten wir sämtliche Spaßbremsen wie ESP und Traktionskontrolle ab und geben dem Wagen auf einem leeren Parkplatz die Sporen. Leistung ist im Überfluss vorhanden, allerdings auch Gewicht: Leer ca. 1,7t schwer, muss der Motor eine respektable Masse des Autos beschleunigen. Das Driften ist mit dieser Sänfte natürlich etwas anspruchsvoller als mit einem kleinen leichten Straßensportler, doch macht es – richtig durchgeführt – auch noch mehr Spaß. Um die Launch Control und das Line Lock auszuprobieren, sollte man vorsorglich eine Gasmaske aufsetzen – so sehr hüllt sich der Wagen dabei in den Rauch seiner Pneus. Nachdem die Hinterreifen einiges an Gummi verloren haben, begeben wir uns auf die Straße. Die Lenkung ist relativ direkt und die Gasannahme in Abwesenheit eines Turbos frei von dem berüchtigten Loch. Die Kupplung teilt jeden Schaltvorgang lautstark mit, und die riesige Brembo-Anlage bringt eine unglaubliche Verzögerung zustande. Wir heizen die Serpentinen der Schwäbischen Alb herauf und herunter, dass wir der Tankanzeige beim Sinken zusehen können. Jede Kurve malt uns ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn wir mit quietschenden Reifen und leichtem Übersteuern aus ihr herausbeschleunigen. Nachdem mein Beifahrer anfangs nur ein verächtliches Schnaufen für das amerikanische Pony Car übrig hatte, ist er zunehmend angetan von dessen dynamischen Charakter. Trotzdem versteht man den Ford Mustang GT am besten als das, was das angehängte Kürzel seines Name bedeutet: als „Gran Turismo“ – als sportliches und komfortables Fahrzeug für die große Reise.

Nicht etwa der Verbrauch, sondern der Hubraum: 5.0l. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)
Nicht etwa der Verbrauch, sondern der Hubraum: 5.0l. (Quelle: http://mustang.fordpresskits.com/)

Summa summarum bleibt sich der Ford Mustang GT auch in der jüngsten Generation selbst treu: Kein reinrassiger Sportler, sondern ein klassischer „Gran Turismo“. Kein aufgeladener Hochleistungsturbo, sondern ein aus der Tiefe des (Hub-)Raumes kommender Sauger. Keine überteuerte Luxuskarosse, sondern ein bezahlbarer Traumwagen. Ab 43.000€ zu kaufen, bietet er sehr viel „Fahrspaß fürs Volk“.

Der Beitrag FAHRSPASS FÜRS VOLK, TEIL 4: FORD MUSTANG GT erschien zuerst auf PS.


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